Strickfilzen – so geht´s
Filz ist ein besonderes Material, das inzwischen sein spießiges Image weitgehend verloren hat. Seine Eigenschaften wurden vielfach treffend beschrieben, wie z. B. unter www.filzlexikon.de:
- Ein Grundmerkmal dieses Materials ist die Elastizität
- es ist dehnbar, druckelastisch
- und sehr unempfindlich gegen Knitter
- eine weitere Grundeigenschaft ist die Isolierfähigkeit
- isoliert nicht nur gegen Hitze und Kälte
- sondern dämpft auch Schwingungen,
- absorbiert Schall und speichert Wärme
- schützt vor Schmutz
- polstert und schont vor mechanischer Beschädigung
- die dritte Grundeigenschaft ist die Saugfähigkeit
- saugt Flüssigkeiten auf
- speichert sie bis zu einem Vielfachen seines Eigengewichtes
- gibt sie wieder ab
- die letzte Grundeigenschaft ist die schwere Entflammbarkeit
- selbst bei direkter Feuereinwirkung
- wird Filz ab ca. 320°C lediglich verkohlen
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Auch die Art und Weise seiner Verarbeitung wird vielfach beschrieben. Mir kommt es besonders auf Folgendes an:
Design entwickeln
Je nach eigener Idee oder auf Anregung aus Katalogen, auf der Straße oder im Netz mache ich mir eine Skizze, die etwa eineinhalb mal so groß ist wie das gewünschte Ergebnis. Die Angaben zum Schrumpfen liegt meist bei 30-40%. Ich entwerfe meist etwas größer, denn sollte das Ergebnis einmal zu groß geraten sein, kann ich den Prozess des Filzens einfach wiederholen, ggf. auch bei höherer Temperatur (60° statt 40°). Zu klein bleibt zu klein. Beim Entwurf muss man beachten, dass das Schrumpfen in Höhe und Breite unterschiedlich ausfällt. Gleiches gilt, wenn man etwa Muster einstrickt. Mitlauffäden verkürzen sich stärker als gestrickte Maschen. Auch die Marke der Wolle spielt eine Rolle, deshalb nutze ich ein paar wenige, mit denen ich inzwischen Erfahrung habe. Allerdings schränkt das die Farbpalette ein, ist also nicht immer durchzuhalten. Deshalb bleibt jedes Projekt ein Wagnis.
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Strickstück herstellen
Wichtig ist, nur Wolle desselben Herstellers zu verwenden, da sich das Schrumpfen z. T. sehr unterscheidet. Das Ergebnis könnte sonst uneinheitlich aussehen und sich nicht gut verbinden. Zudem habe ich festgestellt, dass nicht jede Schurwolle zu Filzen geeignet ist. Man achte darauf, dass die Wolle zum Filzen gekennzeichnet ist. Gestrickt wird meist mit Nadelstärke 7 oder 8. Um die Belastbarkeit von Nähten, Trägeransätzen, Verschlüssen etc. zu optimieren, bemühe ich mich darum, aus einem Stück zu arbeiten bzw. keine Teilstücke zu filzen, die erst nachträglich verbunden werden. Abschließend werden Nähte geschlossen, ggf. Trägerelemente befestigt und vor allem die zahlreichen Fadenenden möglichst unauffällig vernäht werden.
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Filzen in der Waschmaschine
Der eigentliche Filzprozess findet statt, wenn man das Strickstück im Normalwaschgang bei 40° und mit Vollwaschmittel (!) wäscht. Es hat sich bewährt, zum Filzwaschgang ein altes Handtuch und 3 alte Tennisbälle hinzuzugeben. Der spannendste Moment ist, wenn man die Tür öffnet, der Maschine ein unansehnliches Knäuel entnimmt und es erstmals in Form zu ziehen versucht. Jetzt entscheidet sich: Schwan geworden oder hässliches Entlein geblieben?
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Abschließende Arbeiten I
Dieser Teil ist besonders arbeitsintensiv, entscheidet aber über die Qualität des fertigen Produktes. Der frische Filz muss mit Kraft in Form gebracht und ausgestopft werden. Oft nehme ich dabei das Dampfbügeleisen zur Hilfe. Mit viel Fantasie suche ich im Haushalt nach wasserfesten Formen, die dem gewünschten Ergebnis möglichst nahe kommen, und spanne das feuchte Filzstück darüber. Je genauer man jetzt arbeitet, desto länger hat man Freude an dem Ergebnis, denn der Filz hat ein Gedächtnis, er kehrt später immer in diese erste Form zurück.
Bei einigen Objekten, v. a. bei Hausschuhen, aber auch bei Böden von Taschen, kann die Verwendung von Flüssig-Latex sinnvoll sein. Gut durchgetrocknet wirkt es als Rutschstopper und schützt besonders belastete Punkte, die sich ansonsten schnell durchscheuern würden. Die dickflüssige Latex-Milch wird gleichmäßig dünn auf das möglichst noch feuchte Filzstück aufgebracht. Dadurch verbindet sich die Gummierung besser mit dem Gewebe. Im Interesse des späteren Tragekomforts, v. a. der Beweglichkeit des Materials, sollten größere zusammenhängende Flächen vermieden werden. Beim späteren Waschen muss auf die Latex-Partien keine Rücksicht genommen werden.
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Trocknen
Am besten trocknet man Filzstücke auf Handtüchern liegend, so dass sie möglichst von allen Seiten gut belüftet sind. Auf keinen Fall dazu sollte man den Heizkörper/Ofen zu Hilfe nehmen. In der Regel braucht das Trocknen eine Nacht. Eine Besonderheit sind Filzhausschuhe. Um sie der eigenen Fußform anzupassen, kann man sie noch feucht anziehen und erst nach einer Weile die entstandene Form mit Zeitungspapier ausstopfen, um sie dann trocknen zu lassen.
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Abschließende Arbeiten II
Zum Schluss werden ggf. Knöpfe, Schnallen, Verschlüsse, Träger, Schmuckelemente etc. befestigt. Und quasi als Ritual suche ich einen Platz für mein Label-Schildchen, damit sich jedes Tasche, jedes andere Filzstück als meine Handarbeit ausweisen kann.